Mit diesem Thema befasste sich der Rheinische Merkur am 20.08.2009 in seinem Kulturteil.
Blasphemie gibt es seit es Religion gibt – das Christentum bezieht sich dabei auf das dritte der Zehn Gebote: „Du sollst den Namen deines Herrn nicht missbrauchen!“ Doch was für eine Bedeutung hat Blasphemie für uns heute? Nehmen wir dieses Gebot noch ernst, oder betrifft es die so häufig als Blasphemie beschriebenen Fälle gar nicht, weil die „Schmäher“ nicht die Gläubigen sind?
Im öffentlichen Diskurs des 20. Jahrhunderts – so schreibt es der Rheinische Merkur – entzündeten sich immer wieder Konflikte „zwischen Personen, die Grenzen überschritten haben sollen, und Gläubigen, die sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt sehen. Dabei handelt es sich meist um provokative Darstellungen in Bild und Literatur.“
So nennt der Mekur den Karikaturist George Grosz „Stammvater“ des blasphemischen Zeichnens. Er hat als junger Mann den Ersten Weltkreig erlebt und verbindet diese Erfahrungen in einer seiner Zeichnungen mit Christus; die Zeichnung trägt den Titel „Christus mit der Gasmaske“ und stellt Christus am Kreuz hängend mit Gasmaske und Stiefeln dar; am Rand ist der Ausspruch: „Maul halten und weiter dienen“ zu lesen. Diese Zeichnung brachte ihm einen Prozess wegen Blasphemie in mehreren Instanzen ein, dem er sich nur durch Flucht in die USA entziehen konnte. Seitdem wurde vielen Künstlerinnen und Künstlern vorgeworfen, sich blasphemisch verhalten bzw. in ihrer Kunst geäußert zu haben.
Aber wird hier Gott gelästert? Sicher – Gott wurde durch Modernisierungen, durch die Aufklärung, durch Religions- und Kunstfreiheit als Schutzobjekt verdrängt und mit ihm auch das Unrechtsbewusstsein gegenüber Blasphemie. Jedoch muss man – so meine ich – sehr vorsichtig damit sein, den jeweiligen Künstlern per se Blasphemie zu unterstellen. Dieser Vorwurf ist sicherlich in einigen Fällen begründet, wenn Gott, sein Name oder sein Wort bzw. die Menschen die an ihn glauben aufgrund ihres Glaubens beschimpft oder verunglimpft werden, aber bei genauerem Hinsehen geht es vielleicht gar nicht immer um eine Lästerung Gottes, sondern um den Hinweis auf katastrophale Zustände in der aktuellen Welt. Dies soll kein Freispruch für jede Form der Karikatur sein, in der Gott, Religion und Glaube eine Rolle spielt, sondern lediglich der Hinweis darauf, dass die Aussage beispielsweise einer Karikatur manchmal erst genauer betrachtet werden muss, bevor ein Urteil gefällt werden kann.
Vielmehr gilt es zu bedenken, welche Formen der Blasphemie sich immer mehr Bahn brechen, ohne als solche wahrgenommen zu werden. Lästern wir nicht Gott, wenn wir uns ihm gleichmachen, wenn wir in Reagenzgläsern Schöpfung spielen oder wir andere Menschen – in deren Angesicht wir Christus sehen sollen – das Recht zum Leben – sei es am Lebensanfang oder am Lebensende – absprechen und Euthanasiebestrebungen und Abtreibungspraxis den Weg bereiten?
Sich in all seinem Handeln als Geschöpf Gottes und damit auf ihn verwiesen zu betrachten, ist die Aufgabe jedes Christen. Wenn wir dieser Aufgabe nachkommen, wenn wir glaubhaft Zeugnis ablegen und den sicherlich vorhandenen blasphemischen Tendenzen – auch in der Kunst – durch überzeugende Ehrfurcht gegenüber Gott und das Bemühen um eine öffentliche positive Sensibilität für religiöse Werte gegensteuern, dann brauchen wir uns auch keine Gedanken um Schädigung des göttlichen Namens und der göttlichen Botschaft zu machen, meint
Katharina Schwenzer
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